1.7.2022. Ein weißer leerer Raum, ein einzelner Tisch, nur mit einem leeren, weißen Blatt Papier darauf, darüber ein offenes Fenster. Ein Lichtstrahl, der durch das Fenster kommt.

Das Licht und die Schatten der Blätter, die an der Wand flackernde Bilder entstehen lassen.  Von nun an sind sie ein Teil meines täglichen Lebens geworden. Nur hier.     

2.7.2022 An einem Spieß aufgehängte, pralle Forellen, die sich mit dem Rauch des Buchenholzes vollgesaugt haben. Menschen ankern im Hafen wie Schiffe, Bier in einer Hand haltend,

nur um den alten Hafen anzuschauen, als würden sie sagen, dass sie heute nichts bereuen. Ich habe nichts mehr zu wünschen.  

3.7.2022 Beim Öffnen der Tür weht eine kühle Brise durch den blauen Rahmen. Der vertrocknete, verwelkte Flieder duftet schon lange nicht mehr, zittert nur noch und beugt sich im Wind

wie zum Gruß und zum Dank.  Vielen Dank! 

4.7.2022 Ich öffne das Fenster im Atelier, durch das man zur anderen Seite des alten Hafenbeckens blicken kann und beginne zu skizzieren.  Das Fenster, durch das einst Paul Ernst Wilke geschaut hat.  

5.7.2022 Vom Auswandererhaus, in welchem es einst vor von großen Träumen beseelter Menschen nur so wimmelte, steht nur noch der erbärmliche Rumpf.

Trotzdem meint man, noch ein Summen der Aufregung zu vernehmen. 

6.7.2022 Das von den Wellen weggespülte Schilf wurde auf dem Deich zu einer schönen Bank aufgetürmt.   8.7.2022 Er erinnerte mich an die Gestalt eines kleinen Freundes: der leicht geneigte Pingelturm. 

Ich will dich wiedersehen.  

9.7.2022 Mein Alltag: Gestern und Heute gleichen sich. Scheinbar - so wie sich das Erscheinungsbild der Weser von Tag zu Tag zu gleichen scheint, so unterscheidet es sich doch, jeden Tag, sogar jeden Moment. 

10.7.2022 Der Leuchtturm verschmilzt jetzt mit der Dunkelheit und das Leuchtfeuer blinkt im schwarzen Nichts. Kinderlachen und Schreie im Dunkeln. Es vermischt sich mit dem Wind und erzeugt ein Summen. 

11.7.2022 Die Räume beginnen sich mit meinem Gepäck zu füllen. Eine Woche später fühlt es sich wie zu Hause an.  13.7.2022 Der dunkle Himmel unter den Federwolken. Eine Gruppe rötlich-violetter Strahlen,

die sich am Horizont ausbreiten. Das Grummeln des alten Seefahrers , ist nicht mehr zu hören. Die Möwen, die oben geschrien hatten, sitzen jetzt träge auf dem Watt. 

14.7.2022 Als ob sie es versprochen hätte, geht um 21 Uhr die Sonne unter. Passanten bleiben stehen und halten fast den Atem an, als ob sie einer Zeremonie beiwohnen. Der Moment, an dem der Tag endet.

Der einzige Moment. Das Warten lässt mein Herz noch höher schlagen. 

15.7.2022 Der Deich an der Weser ist voller Menschen, die den Sonnenuntergang beobachten wollen. Die Wellen rauschen ungeachtet der laut singenden Jugendlichen.

Die Gegenwart kommt mit der Welle und die Vergangenheit geht in die Ferne.

17.7.2022 Sie kommen langsam oder schnell herein, und sie gehen weg, als ob sie verschwänden, und dann kommen sie zurück, um irgendwo erneut eine sich kräuselnde Welle zu bilden.

Nach diesem sechs Stunden andauernden Schauspiel winken sie aus der Ferne, als ob sie nicht mehr die Absicht hätten, zurückzukommen.  

21.7.2022. Das Geräusch von Trommeln versetzt das Dach in Schwingung. Ich wachte vom Regen auf. Ohne zu wissen wann, begann ich auf den Klang der Trommeln zu warten.