Schöne Kontraste: Young-Soon Lee und Qwi-Rea Hauke tanzen zur Vernissage von Jeong-Eun Lees Ausstellung "Das weite Land.
Die Gaildorfer bescherten ihrer Stadtmalstipendiatin Jeong-Eun Lee bei der Abschlussausstellung einen vollen Wurmbrandsaal. Unter den Gästen waren zahlreiche lokale Künstler und Stadtmalerkollegen.
Der Haller Museumsleiter Armin Panter fasst die Stationen von Jeong-Eun Lee kurz zusammen: Seoul, Hamburg, Gaildorf. 1969 geboren in Seoul, studierte die Koreanerin dort. Dann folgte freie Kunst in Hamburg, Stipendien und zahlreiche Preise im In- und Ausland.
Panter war sichtlich angetan vom Gaildorfer Alten Schloss mit seinen Galerieräumen und dem Stadtmalerprojekt. Beides fehle
Schwäbisch Hall. Ob sie in Gaildorf einen Kulturschock bekommen habe, fragte er Lee. "Nein!" Sie sei eingetaucht in ihre neue Heimat, habe beobachtet, Spuren gesammelt. Zuerst in den Räumen des
Alten Schlosses, dann "Expeditionen in den Alltag" unternommen.
Ehemann komponiert für Abschlussschau
Das Ergebnis sind zahlreiche Exponate in unterschiedlichen Genres. Klein- und großflächige Malerei in Acryl, Aquarell und Tusche, Video- und Holzinstallationen. Sie sind teilweise miteinander
verwoben, durchscheinend auf gemasertes Holz, Leinwand, Nessel und in der Manier alter, koreanischer Buchkunst auf Holzstäbe in Form eines erweiterten Wandfrieses gemalt.
Vertonungen dazu hat ihr Ehemann Stephan Weissflog, ebenfalls Künstler, komponiert. Neu in Gaildorf sei, dass die Künstlerin ein Archiv aus alten Fotografien angelegt habe. Daraus entstanden Bilder, auf denen "Figuren schemenhaft aus der Erinnerung aufzutauchen scheinen". All dies in den Räumen für die Ausstellung von der Künstlerin selbst inszeniert. Ein Unterschied zum einfachen Aufhängen, wie Dirk Pokoj von der IG Kunst selbst miterleben konnte.
Bei seiner Begrüßung bat er Bürgermeister Frank Zimmermann, dass die Stadt weiterhin das Stadtmalerprojekt fördert. Der Schultes versicherte dies bei seinem Grußwort nachdrücklich. Zimmermann lobte die Ehrenamtlichen der IG Kunst und weckte Interesse für die Bilder im "Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Erinnerung". Schon als "Running Gag" sei sein Aufruf bekannt, dass der Künstler nicht vom Lob alleine lebe, wobei die Stadt mit gutem Beispiel vorangehe und auch von Jeong-Eun Lee ein Werk erwerbe.
Die Künstlerin konnte bei der Vernissage gar nicht genug Erinnerungsfotos mit neuen Freunden machen. Nähe war spürbar. Kurzlebig wie die vorbeifliegenden Bilder und Videos, blass wie die schemenhaften, schon verblichenen Impressionen von Menschen.
Doch in anderen Bildern gibt es auch Stabiles, in sich Ruhendes, das die Hoffnung Frank Zimmermanns, Jeong-Eun Lee möge Gaildorf verbunden bleiben, schürt. Die koreanischen Tänzerinnen Young-Soon Lee und Qwi-Rea Hauke aus Stuttgart drückten dies eindrücklich tänzerisch aus: schnell vorbeifliegende Bewegungen und anmutiges Innehalten
Pressemitteilung 전시기사
https://www.swp.de/suedwesten/staedte/gaildorf/stadtmalerin-jeong-eun-lee-zeigt-abschlussausstellung-22226233.html